Unsere Kirchen
Stadtkirche St. Michael Schlüchtern
Die evangelische Stadtkirche St. Michael ist das zentrale Kirchengebäude der evangelischen Kirchengemeinde Schlüchtern.
Die Anfänge des Gotteshauses reichen bis ins 9. Jahrhundert zurück. Der Turm der Kirche entstand um 1100 und ist das älteste erhaltene Bauteil. Die Pfarrei Schlüchtern wurde 1151 erstmals urkundlich erwähnt und 1196 mit dem benachbarten Benediktinerkloster inkorporiert. Am Pfingstsonntag 1543 führte Abt Petrus Lotichius in der Kirche erstmals das Abendmahl in beiderlei Gestalt ein und markierte damit den Beginn der Reformation in Schlüchtern.
Nach mehrfachen Zerstörungen und baulichen Veränderungen entstand zwischen 1838 und 1842 nach Plänen des Kasseler Architekten Eduard Florens Spangenberg das heutige klassizistische Kirchenschiff mit Rundbogenfenstern, Rundfenstern und Emporensäulen. Mehrere Renovierungen veränderten das Erscheinungsbild des Innenraums: um 1900 im Stil des Jugendstils, in den 1950er Jahren in einer stark reduzierten Nachkriegsästhetik, 1971/74 mit kräftigen Farbkontrasten und zuletzt 2021–2023 mit einer klaren Neufassung in Anlehnung an den ursprünglichen Klassizismus. Seitdem prägt ein modernes Glasmosaik den Altarraum.
Zu den Ausstattungsstücken zählen der 1534 entstandene Taufstein des ehemaligen Benediktinerklosters, die 1994 erbaute Schuke-Orgel mit derzeit 37 Registern sowie ein dreistimmiges Geläut mit Glocken aus dem 14., 18. und 20. Jahrhundert.
Die Stadtkirche ist dem Erzengel Michael geweiht, der zugleich Schutzpatron der Stadt Schlüchtern ist und bis heute das Stadtwappen ziert.
Kirche Elm
Eine erste Kirche in Elm ist 1167 belegt, als sie dem Benediktinerkloster Schlüchtern zugeordnet wurde. Der mittelalterliche Nachfolgebau war als Wehrkirche angelegt und trug Jahreszahlen von 1492 (Glocke), 1603 (Träger), 1696 (Kanzel) und 1738 (Empore). Das Gebäude war seit dem 18. Jahrhundert baufällig und musste 1896 geschlossen werden. Der Neubau entstand 1897/98 nach Plänen des hannoverschen Architekten Gustav Schönermark. Aus der Vorgängerkirche blieben lediglich ein gotisches Fenster im Turm sowie der Opferstock erhalten.
Der neugotische Kreuzbau mit kurzen Querarmen wird von einem 42 m hohen, achteckigen Westturm mit Ziergiebeln geprägt. Die erste große Renovierung fand 1937 statt, weitere Umgestaltungen erfolgten 1967 (Dach, Heizung) und 1970 (Restaurierung und Neufassung der Innenausstattung).
Die Kirche bewahrt ein Altarbild mit einer Kreuzigungsszene, eine Kopie nach Joseph Esperlin, sowie eine Ratzmann-Orgel von 1898, die in den 1980er Jahren von Willi Peter (Köln) grundlegend neubarock umgestaltet wurde und heute über 12 Register verfügt. Das Geläut besteht aus vier Stahlglocken des Bochumer Vereins (1952/64).
Petrus-Lotichius-Kirche Niederzell
Niederzell verfügte zunächst über keinen eigenen Kirchenraum, sondern nutzte zunächst einen Betsaal, der ab 1837 im ehemaligen Bürgermeisterhaus eingerichtet war. Da dieser zu klein wurde, beschloss die Gemeinde 1907 den Bau einer eigenen Kirche. Die Grundsteinlegung erfolgte am 21. August 1909, die Einweihung am 29. Oktober 1911. Der Namensgeber, Abt Petrus Lotichius (Peter Lotz), führte 1543 im Kloster Schlüchtern die Reformation ein.
Der Bau ist als kleiner Kreuzsaal mit einem schlanken Westturm ausgeführt. Über dem Eingangsbereich erhebt sich die Orgelempore, der Innenraum bietet etwa 240 Sitzplätze. Renovierungen fanden 1959, 1975 und 2006 statt, zuletzt mit einer modernen Neugestaltung des Altarraums durch den Künstler Tobias Kammerer.
Die erste Orgel für den Betsaal wurde 1837 von Georg Franz Ratzmann (Gelnhausen/Ohrdruf) erbaut. In der Kirche selbst entstand 1912 ein Neubau durch Wilhelm Ratzmann. Nach einem Umbau durch Walcker (1953) folgte 1998 ein neues Werk der Firma Bosch (Kassel) im alten Gehäuse von 1912. Die Orgel besitzt 11 Register auf zwei Manualen und Pedal.
Das Geläut besteht aus drei Stahlglocken des Bochumer Vereins von 1911, die bei der Fertigstellung der Kirche eingebaut wurden.
Kirche Ramholz
Eine erste Kirche in Ramholz ist 1039 belegt, als sie durch eine Schenkung an das Kloster Schlüchtern gelangte. Der Pfarrsprengel umfasste im Hoch- und Spätmittelalter zahlreiche umliegende Orte. Mit der Einführung der Reformation durch Abt Petrus Lotichius im Jahr 1543 wurde die Gemeinde lutherisch. Im 17. Jahrhundert kam es zu massiven Auseinandersetzungen zwischen den lutherischen Herren von Hutten bzw. Degenfeld und dem reformierten Konsistorium Hanau, die in den Jahren 1694/95 in gewaltsamen Übergriffen gipfelten und die Kirche erheblich beschädigten. Erst ab 1701 waren wieder lutherische Gottesdienste möglich.
Die heutige Kirche wurde 1785–1788 im Auftrag des Grafen von Degenfeld-Schonburg als barocker Neubau errichtet. Renovierungen fanden 1934, 1959 (Turmerneuerung nach Sturmschäden), 1977/78 (Außenrenovierung), 1980/81 (Innenraum) sowie zuletzt 2008 statt.
Die Orgelgeschichte reicht bis in das 17./18. Jahrhundert zurück. 1788 wurde die Orgel der abgebrochenen Jesuitenkirche in Fulda erworben, deren Gehäuse erhalten blieb. Um 1890 baute Wilhelm Ratzmann (Gelnhausen) ein neues Werk ein. 1967 erfolgte ein umfassender Umbau durch Willi Peter (Köln) nach Plänen von Ernst Karl Rößler. Die heutige Orgel verfügt über 14 Register auf zwei Manualen und Pedal und wurde zuletzt 1991 von Förster & Nikolaus (Lich) überarbeitet.